Zombies und der Hass auf trans Personen trifft sich hier in einer berauschenden Horrorgeschichte. Es ist wirklich keine leichte Kost, weil die Brutalität der Kämpfe konkret ist. Zugleich ist es eine wichtige und schonungslos ehrliche Geschichte über Solidarität, fehlende Allianzen und das Kämpfen für die eigene Existenz.
Etwas, dass alle trans Personen auf die eine oder andere Art kennen.
Eine Epidemie hat sich sehr schnell überall auf der Welt, auf jeden Fall aber in Nordamerika verbreitet. Alle Cis*Männer und generell alle Personen mit hohem Testosteronspiegel haben sich in wilde Bestien verwandelt – Zombie meets tollwütiger Hund. Sie sind nur noch von dem Wunsch, zu Fressen und Sex zu haben, getrieben. Sie sind super gefährlich und nehmen sich alles, was ihnen in die Quere kommt.
Die trans Frauen Beth und Fran ziehen zusammen durch die Gegend, auf der Suche nach Östrogen, dass sie brauchen um sich nicht ebenfalls zu verwandeln. Dafür machen sie Jagd auf cis Männer und ernten die Hoden, um an das Östrogen zu kommen. Auf ihrer Reise müssen sie sich allerdings auch vor anderen Frauen schützen. Eine Armee von TERFs hat ganze Landstriche in ihre Gewalt gebracht und macht Jagd auf alle queeren Menschen. Sie hassen mit einer tödlichen Inbrunst.
Die Geschichte nimmt richtig an Fahrt auf, als Beth und Fran einer Gruppe von ihnen mitten in die Arme laufen…
Eine rasante Reise durch eine Welt, in der nur noch Bruchstücke der uns bekannten Zivilisation übrig sind und die verbliebenen Menschen um eine neue Ordnung ringen. Manche von ihnen mit sehr viel Gewalt.
Zwischendurch hatte ich richtig Spaß beim Lesen, habe mich gefreut über die vielfältige und unterschiedliche Repräsentation queerer, dicker, schwarzer Menschen. Und im nächsten Moment blieb mir das Lachen wieder im Halse stecken und ich hab das Buch erstmal zur Seite gelegt.
Für alle Fans von Splatter Horror, die Bock auf einen feministischen Twist des Tropes haben!
Zum Leseerlebnis und der Reflexion darüber, möchte ich noch einen Beitrag von Roxane Gay teilen, die mega gut auf den Punkt bringt, wie es mir beim Lesen ging. Besser könnte ich es auch nicht ausdrücken:
On Goodreads the fantastic author Roxane Gay wrote about this book:
„Gretchen Felker-Martin’s Manhunt is sublime horror–gory, impeccably written, a condemnation and a celebration with a cast of incredibly flawed, deeply interesting characters. […] There is so much to love here. Manhunt revels in contradictions and complexity. The novel is uncomfortable, but not because of the gore or violence. It’s uncomfortable because when you look at how this world we live in treats trans people, what happens in Manhunt seems entirely plausible and yeah, maybe we should all sit with that for a minute or ten.
It’s a reminder that survival is a brutal thing, that desperation reveals who we really are, and that even at the end of the world, every one just wants to be seen and understood and acknowledged as they really are. By far the best book I’ve read this year. You should read it and share it with all your friends and enemies.
I will also add that this is one of the few and maybe the only book I’ve ever read that acknowledges that fat people would exist in a dystopia and gets into what the reality of that might look like. We can’t all run for hours on end while trying to escape feral hordes of men and TERFs.“ Siehe Goodreads
Auf Goodreads hat die tolle Autorin Roxane Gay über das Buch geschrieben:
Gretchen Felker-Martins Manhunt ist außergewöhnlicher Horror – blutig, hervorragend geschrieben, eine Verurteilung und ein Feiern mit einer Besetzung unglaublich fehlerhafter, hochgradig spannender Charaktere […] Es gibt hier so viel Liebe. Manhunt suhlt sich in Wiederspruch und Komplexität. Der Roman ist unbequem, aber nicht wegen der Blutigkeit und der Gewalt. Er ist unbequem, denn wenn du die anschaust, wie in unserer Welt trans Personen behandelt werden, alles was in Manhunt passiert absolut möglich erscheint und ja, vielleicht sollten wir das mal ein kurzen Moment sacken lassen, oder einen langen.
Er ist eine Erinnerung daran, dass Überleben brutal ist, dass Verzweiflung zeigt, wer wir wirklich sind und dass selbst am Ende der Welt, jede*r nur gesehen und verstanden und anerkannt werden will, als die*der die*der sie wirklich sind. Es ist mit Abstand eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Du solltest es lesen und mit deinen Freund*innen und deinen Feinden teilen.
Ich möchte noch ergänzen, dass es eines der wenigen und vielleicht sogar das einzige Buch ist, dass ich je gelesen habe, dass anerkennt, das fette Menschen in einer Dystopie weiter existieren würden und hinkriegt zu zeigen, die diese Realität aussehen könnte. Wir können nicht alle stundenlang rennen während wir versuchen einer Horde wilder Männer und TERFs zu entkommen.“
Das Buch erschien im Original schon 2022, nun im Mai 2024 auf deutsch beim Festa Verlag.
Es ist ist eine unbedingte Empfehlung. Auch der deutschen Fassung. Die hab ich mit überarbeitet und ich hoffe, das ihr auch findet, dass sie gut geworden ist!
Link zum Festa Verlag und zum Macmillan
Und eine Rezension von Rezensionsnerdista.
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