Buchvorstellung: Der gesamte Titel lautet “ Nackt in der DDR: Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat“. Annäherungen an die DDR üben nach wie vor eine Faszination in mir aus. Selbst zu jung, um sie aktiv miterlebt zu haben und doch stark von ihr geprägt, reizt mich der Blick zurück.
Aron Boks ist erst Ende der 90er geboren worden. Er ist in seinem neuen Buch der eigenen Familiengeschichte nachgegangen und hat zahlreiche Interviews mit Wegbegleiter*innen von Willi Sitte geführt. In seinem Interview auf der Leipziger Buchmesse 2023 gibt er einen Einblick in seine Arbeit und erzählt von der Entstehung seines Buches.
Erschienen ist das Buch 20/2023 bei Harper Collins
Verlagstext: Lieber vom Leben gezeichnet als von Sitte gemalt?
Willi Sitte – Künstler, überzeugter Kommunist, Funktionär, Machtmensch. Er gilt als einer der einflussreichsten und umstrittensten Maler der DDR. Aron Boks ist sein Urgroßneffe und hat sich bisher kaum für seinen berühmten Verwandten interessiert. Bis bei einem Familientreffen plötzlich ein Gemälde auftaucht: Die Heilige Familie. Aron beginnt, Fragen zu stellen: Wer war Willi Sitte wirklich, was trieb ihn an?
Das Gemälde wird zum Ausgangspunkt seiner biografischen Recherche, die ihn mit Geschehnissen während und nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders mit den Jahren vor und nach der »Wende« konfrontiert. Irgendwann wird ihm klar, dass die Beschäftigung mit seiner Familie und der DDR auch zu einer Beschäftigung mit sich selbst wird. Aron sammelt, fragt nach und fügt Ereignisse zusammen, die Willi Sitte auf seinem Lebensweg prägten. Zu den Zeitzeugen, mit denen er spricht, gehören neben Ingrid Sitte auch Wolf Biermann, Gerhard Wolf und Volker Braun.
Für Aron, der die DDR selbst nicht mehr erlebt hat, zeigt sich der Maler Willi Sitte als Mensch in all seiner Zerrissenheit. Zwischen Ideologie und Idealismus, Ruhm, Macht, Kunst und Anerkennung. Eine Suche, die uns zu den wichtigsten Fragen der jüngsten Vergangenheit Deutschlands führt.